Anna-Lena Osigus verbrachte gerade ihren Freiwilligendienst in Elonwabeni, als die Corona-Pandemie über das Land hereinbrach. Sie erzählt von ihren Erfahrungen im Kinderzentrum.
„Annaaaaaa“, einer der Kleinsten aus dem Tennessee Haus sieht mich von Weitem kommen. Als ich das Tor öffne, klammert er sich um meine Beine. Ich hebe ihn hoch und kitzle ihn. Er lacht. Die Kinder sind im Hof, spielen Spiele, tanzen und lernen für die Schule. Es ist ein ganz normaler Nachmittag. Ich helfe Einzelnen bei den Hausaufgaben, spiele mit und schneide das Gemüse fürs Abendessen. Wir haben viel zu lachen und genießen die Sonne. An solche Tage erinnere ich mich oft und gerne. Wenn mich jemand fragt, was meine Aufgaben bei Elonwabeni waren, sage ich immer als Erstes: „Eigentlich habe ich mit den Kindern mitgelebt, sie von der Schule abgeholt, mit ihnen gelernt, ihnen zugehört wenn es ihnen nicht gut ging und viele schöne Momente mit ihnen geteilt. Am meisten vermisse ich die verrückten Ideen, Aktionen und Gespräche, die ich mit ihnen erleben durfte.“
Elonwabeni bedeutet übersetzt „place of happiness“, also Platz des Glücklichseins. Als ich letztes Jahr im August meinen Freiwilligendienst bei Elonwabeni begann, bemerkte ich schnell diesen Platz des Glücklichseins. Die Kinder dort stecken voller Lebensfreude und die Häuser haben sich für mich sehr schnell als ein Zuhause angefühlt. Leon, mein Mitfreiwilliger, und ich waren vor allem für ein Hausaufgabenprogramm, Wochenendausflüge und Feriencamps zuständig. Samstags machten wir regelmäßige Ausflüge, wir gingen gemeinsam wandern oder in den Park.
Leon und ich wurden durch die Zeit bei Elonwabeni sehr bereichert. Wir sahen die Herausforderung, wenn viele Kinder mit schwieriger Vergangenheit zusammenleben, aber auch die vielen, vielen schönen Aspekte. Es ist unglaublich, welch schweren Job die Hausmütter Elonwabenis haben und wie gut sie es meistern. Die Kinder sind einmalig und unglaublich liebenswert. Natürlich sind sie manchmal anstrengend, aber ich konnte nicht anders als jeden Einzelnen von ihnen in mein Herz zu schließen. Wir waren so gesegnet unsere Zeit mit ihnen zu verbringen.
Auch das Elonwabeniteam, welches aus der Direktorin Aunty Denise, den Hausmüttern, dem Officepersonal und den Beading-Leuten besteht, war ein großer Segen.
Aunty Denise hatte immer ein offenes Ohr, egal wie voll der Tag war. Die Kinder können immer zu ihr kommen. Sie wurde in meiner Zeit in Südafrika zu einem großen Vorbild für mich. Sie fragte oft nach Gottes Willen, bevor sie Entscheidungen traf und nahm Leon und mich so herzlich bei sich auf.
Und auf einmal kam Corona.
Ich erinnere mich noch gut, als wir anfangs hörten, dass ein neuer Virus im Umlauf ist. Sonntagabend waren Leon und ich bei Freunden und schauten uns die Rede des südafrikanischen Präsidenten Ramaposa an. Am nächsten Tag gab es eine Gesundheitseinweisung für die Kinder und abends bekamen wir die Nachricht, dass wir nach Hause fliegen müssen.
Wir waren geschockt, hatten wir uns doch riesig gefreut, mit auf die Farm zu gehen – aber ändern konnten wir es nicht. Dienstags hatten wir ein langes Gespräch mit Aunty Denise und Mittwoch erfuhren wir, dass in 24h unser Flieger gehen würde. Donnerstagmorgen bekamen wir eine sehr spontane Fare-Well-Party und mittags saßen wir im Flieger. Elonwabeni zog kurz darauf auf die Farm und ist bis heute dort. Ich rufe manchmal noch über den Whatsapp-Videocall an und kann die Kids sehen.
Außerdem sehe ich Bilder von ihnen auf der Farm. Sie sehen glücklich aus.